Die kunterbunte Welt der Farbsysteme
Farben spielen eine bedeutende Rolle in der Mediengestaltung. Sie sind essenziell für das Branding, das Design und die Wirkung Ihrer Marke oder Ihres Produkts. Nichtsdestoweniger gestaltet sich die Darstellung von Farben je nach Anwendungsbereich und Medium höchst vielfältig. Beispielsweise wirken die gedruckten Farben Ihrer Broschüre anders als der vergleichbare Farbton auf Ihrer Webseite. Kurzum: Um den Anforderungen und Besonderheiten verschiedener Branchen gerecht zu werden und das volle Potenzial der einzelnen Medien auszuschöpfen, wurden im Laufe der Zeit unterschiedliche Farbräume definiert.
Jedes Farbsystem hat also seinen eigenen Zweck und seine eigene Domäne, sei es für den professionellen Druck, digitale Darstellungen, architektonische Gestaltungen oder kreative Werbetechnik. Lassen Sie uns also in die kunterbunte Welt der Farbharmonie eintauchen und gemeinsam die fünf wichtigsten Farbsysteme im Detail betrachten.
Farben am Bildschirm: RGB
RGB steht für Rot, Grün und Blau – die Grundfarben des additiven Farbmodells, das wir alle einmal in der Schule gelernt haben. Auch Goethe hat in seinem Werk „Zur Farbenlehre“ mit dem Farbkreis ein eigenes Modell entworfen und soll sich der Überlieferung nach mit seinen letzten Worten „mehr Licht“ von uns verabschiedet haben. Die wenigsten wissen jedoch, dass sich der gebürtige Hesse eigentlich nur über den fehlenden Komfort seines Sterbebettes mit dem Satz „Mer licht hier ja so schlecht“ beschweren wollte – aber das nur am Rande.
In der digitalen Welt wird dieses System verwendet, um Farben auf Bildschirmen oder elektronischen Anzeigen zu erzeugen. Wer schon einmal mit der Lupe nah genug am heimischen TV oder Monitor war, sieht recht schnell, dass durch das Mischen dieser drei Farben Millionen von Farbkombinationen in unterschiedlichen Intensitäten generiert werden können, um beispielsweise Webdesigns, Social-Media-Grafiken oder andere digitale Anwendungen darzustellen. Die hexadezimale Farbdefinition, weitläufig als Hex-Code bekannt, definiert einzelne Farben zudem präzise und gibt ihnen eine eindeutige und unverwechselbare Kennung.
Nichtsdestotrotz hat das System auch ein paar Nachteile: Obwohl das RGB-Modell eine breite Palette an Farben abdeckt, können einige Töne nicht präzise darstellen werden, die in anderen Systemen wiederum möglicherweise verfügbar sind. Dies lässt sich insbesondere bei bestimmten Pastelltönen beobachten. Seine größte Schwäche ist jedoch der professionelle Farbdruck, der mit einem anderen bekannten Farbsystem arbeitet und für Abweichungen beim Ausdruck am heimischen Tintenstrahldrucker sorgen kann.
Perfekte Farbgebung für Printmedien: CMYK
CMYK steht für die vier Grundfarben Cyan, Magenta, Yellow (Gelb) und Key [Plate] (Schwarz). Dieses Farbsystem wird hauptsächlich in der Druckindustrie verwendet, um Farben durch das Mischen dieser vier Grundtöne auf Papier zu bringen. Es basiert auf dem subtraktiven Farbmodell, bei dem die Farbe durch das Absorbieren von Licht entsteht. Durch die Zugabe von Schwarz kann zudem eine tiefere und sattere Farbpalette erzielt und das Farbspektrum des Druckprozesses erweitert werden. Im Umkehrschluss könnte die Kombination der restlichen Farben allein kein perfektes Schwarz ergeben, eher ein dunkles Braun oder Grau. Mit der separaten Schwarzplatte (Key Plate) ist jedoch ein reines und kräftiges Schwarz kein Problem, was den größten Vorteil für Texte und Linien in Druckwerken bietet.
CMYK-Farben sind also ideal für den Druck, haben aber ihre Probleme bei der Darstellung von lebendigen und leuchtenden Tönen, wie z.B. Neonfarben. Darüber hinaus spielt die Farbverschiebung eine nicht zu unterschätzende Rolle bei Konvertierung von RGB in CMYK. Manche Farben, die auf dem digitalen Bildschirm funktionieren, können im Druck ganz anders erscheinen. Die besten Beispiele dafür sind die Farbtöne Gold und Silber, die im professionellen Druck ihre eigene Sonderfarbe erhalten und deren Effekt durch die Veredlung mit Hilfe von Lackstufen und Heißfolien umgesetzt werden kann.
Präzise Farben mit Konsistenz: Pantone
Pantone ist ein bekanntes und weit verbreitetes Farbsystem, das von der Firma Pantone, Inc. entwickelt wurde und insbesondere in der Druck- und Designindustrie Anwendung findet. Es besteht aus einer großen Palette von über 1.800 standardisierten Farben, denen mit Hilfe des Pantone Matching System (PMS) Codes eine eindeutige Kennnummer zugeordnet werden kann.
Die Verwendung von Pantone-Farben garantiert also eine konsistente Farbdefinition, da sie unabhängig vom Druck- oder Produktionsverfahren immer gleich aussehen. Dabei spielt auch die Oberfläche des zu bedruckenden Materials eine Rolle: Während Pantone Coated (gebunden) für den Druck auf gestrichenem Papier, d.h. mit glatter bzw. glänzender Oberfläche, geeignet ist, werden die Farben in der ungebundenen Uncoated-Version für den Druck auf rauem, sprich ungestrichenem, Papier benutzt, um das beste Ergebnis zu erhalten. Dies ist besonders wichtig, wenn es darum geht, das Corporate Design eines Unternehmens zu wahren, die Marke wiedererkennbar zu machen sowie Marketingmaterialien und Produkte einheitlich erscheinen zu lassen.
Im Vergleich zu den Millionen von Farbkombinationen, die das RGB- oder CMYK-Farbsystem bieten kann, enthält der Pantone-Farbfächer eine umfangreiche, jedoch begrenzte Anzahl von tatsächlichen Farbmustern auf Papier, wodurch die Flexibilität bei der Farbauswahl limitiert wird. Zudem erfordern Pantone-Farben die Verwendung spezieller Druckplatten, welche sich negativ auf den Druckpreis auswirken können. Dies hat einen relativ einfachen Hintergrund: In Großdruckereien wird aufgrund der hohen Rüstzeit der Maschinen heutzutage auf „Sammelformen“ gesetzt. Da Auflagen oft zu gering sind, als dass man einen ganzen sogenannten Nutzen, also die Anzahl der produzierbaren Druckmotive aus einem Druckbogen, mit einem Motiv bedrucken kann, werden mehrere Flyer verschiedener Kunden auf einen Träger gedruckt. Bei Pantone ist dies jedoch nicht möglich, da das Sammeln von Druckaufträgen in derselben Pantone-Farbe schlichtweg nicht realisierbar ist. Somit teilt man sich keine Druckplatte mit anderen Kunden und bleibt alleine auf den Rüstkosten sitzen. Ausnahme sind hierbei Großkunden, die ihre eigenen Farbtöne besitzen, was sich aufgrund der großen Auftragsmenge und Anwendungsbereiche lohnt.
Farbgebung für Industrie und Architektur: RAL-Farben
Die RAL-Farbskala ist ein weiteres standardisiertes Farbsystem, das vor allem in der Architektur und Bauindustrie Verwendung findet. Ursprünglich für industrielle Anwendungen entwickelt, werden RAL-Farben heutzutage auch in vielen anderen Branchen für die Farbkommunikation und -auswahl verwendet.
Ähnlich wie beim Pantone-System sind RAL-Farben durch ihre eindeutigen Nummern gekennzeichnet und ermöglichen so eine präzise Identifizierung und Reproduktion der gewünschten Farbtöne. In erster Linie ist das System für den Einsatz in der Malerei, Beschichtung und Lackierung entworfen worden und daher nicht für den Druck auf Papier oder anderen Druckmaterialien optimiert. Hinzu kommt, dass RAL-Farben in Deutschland entwickelt wurden und deren Nutzung somit möglicherweise im internationalen Kontext limitiert ist.
Vielfalt für Werbetechnik: Oracal-Farben
Oracal-Farben sind eine Produktpalette von selbstklebenden Folien und Vinyls, die von der Firma ORAFOL hergestellt werden. Das System bietet eine breite Palette an Farbvarianten und -oberflächen und ist im Bereich der Fahrzeugbeschriftung, Werbetechnik und Veredelung von Produkten besonders beliebt. Die genaue Farbauswahl ermöglicht eine perfekte Anpassung an das Corporate Design sowie eine attraktive visuelle Gestaltung von Fahrzeugen, Schaufenstern und anderen Oberflächen.
Aufgrund der großen Auswahl an Farbvarianten und Oberflächen, beispielsweise glänzend, matt oder metallic, bieten sie eine hohe Flexibilität bei der kreativen Gestaltung von Werbematerialien. Die Folien selbst sind darüber hinaus extrem langlebig und widerstandsfähig, wodurch sie sich perfekt für Werbematerialien eignen, die verschiedensten Witterungsverhältnissen ausgesetzt sind. Dies limitiert den Anwendungsbereich des Farbsystems gleichzeitig, da die Folien hauptsächlich für den Einsatz auf glatten Oberflächen wie Fahrzeugen, Fenstern und Schildern ausgelegt und somit nicht universell verwendbar sind. Nichtsdestoweniger erhält man durch einen einfarbigen Folienplott eine Farbechtheit, die ein Vierfarbdruck auf einer Folie niemals erreichen würde. Zudem halten sie im Gegensatz zum Vierfarbdruck, der auf Vinyl schnell verblassen würde, Farben über Jahre hinweg.
Fazit
Farben sind ein mächtiges Werkzeug, um Ihre Markenidentität zu stärken und unverwechselbare Produkte zu gestalten. Die Basis dafür ist jedoch das Verständnis der jeweiligen Stärken und Schwächen der verschiedenen Farbsysteme, sowohl im digitalen als auch im Printbereich.
Als Marketingagentur ist es unsere Leidenschaft, Farben strategisch und gezielt einzusetzen, um Ihre Marke zum Strahlen zu bringen und Ihre Botschaft erfolgreich zu vermitteln. Bei der Gestaltung Ihrer Corporate Identity legen wir großen Wert darauf, Ihre Farben zu definieren und beim Farbmatching einen passenden Farbzwilling in allen Systemen zu finden.
Sie benötigen Unterstützung bei der farblichen Gestaltung und Umsetzung Ihres Unternehmens oder Ihres Produkts? Wir beraten Sie gerne!